Schwellen - Reparatur / Klebstoff?

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Culturefan
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Schwellen - Reparatur / Klebstoff?

Beitrag von Culturefan » 05.01.2011, 22:20

Hallo.

Zwei gebrauchte Weichen sind im Befestigungsloch für die Antriebe aufgeplatzt (siehe Bild).

http://img507.imageshack.us/i/schwelle.jpg

Die Schwellen sind zwar noch fest, aber: Sollte man da was tun? Wenn ja, was?

Womit kann man diesen Kunststoff gut kleben? Ein "einfacher" Kunststoffkleber scheint nicht zu funktionieren...

Evtl. mit einer Schrott-Schwelle und Lötkolben arbeiten?

Danke für eure Tipps.


Gruß

Tilo

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sberndschemir
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Beitrag von sberndschemir » 05.01.2011, 22:33

Hallo Tilo,
da werden ja nur die Schrauben für die e.Weichenantriebe durchgesteckt. Wenn´s nicht gerade im Sichtbereich ist, einfach 2 Unterlegscheiben und fertig. Im Sichtbereich:Vorsichtig anschrauben und den Ritz mit Leim verspachteln.
LG,Bernd
Viele Grüße aus der sonnigen Pfalz senden Bernd und Famillie,

Mr.Miller
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Beitrag von Mr.Miller » 13.04.2011, 12:24

Hallo Tilo,

egal ob Sichtbereich oder nicht ich würde mir ein passendes U - Profil kaufen was über die schwelle passt ein neues Loch bohren und alles befestigen , danach würde ich das Material, so farbig es geht, nach lackieren der Vorteil es würde nicht weiter aus-platzen und auf Dauer eine gute Festigkeit.
kannst auch ein streifen Messing als U - formen und anpassen.

zum kaschieren könnte man Gleisschotter ein wenig aufkleben wenn es nicht zu sehen sein sollte.
Mfg Uwe
Besuche doch meine Homepage:
http://www.rc-modellcars.de/
In Bau Köf 1, Schienenbus 1:22,5
ich versuche alles selbst zu bauen

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Beitrag von Culturefan » 13.04.2011, 21:33

Hey Mr. Miller,

danke für den Tipp. Aber ich habe das inzwischen gelöst.

Ich konnte bereits - bei anderen Dingen (an einem Wagen) Erfahrungen mit Technicoll 8008 sammeln - funktioniert sehr gut.

Bei den Schwellen hatte ich den noch nicht, dafür aber einige alte Schwellenbretter (so ca. 20 Jahre alt). Die habe ich einfach genommen und mit einem Lötkolben die Risse fest verschmolzen, mit Zusatzmaterial aus den alten Schwellen.

Das hat auch sehr gut geklappt, die Löcher reißen jetzt nicht mehr aus.

Und als Nebeneffekt konnte ich sehen, dass dieser Kunststoff wirklich eine hervorragende Wahl von LGB war. Der ist nach 20 Jahren noch nicht brüchig und verbindet sich mit dem neuen Material einwandfrei.

Mein Fazit: Mit Lötkölben, Ersatzkunststoff bzw. Technicoll kann man schon sehr viel reparieren bei der LGB :D

Gruß
Tilo

VersA B

Beitrag von VersA B » 14.04.2011, 14:13

Lieber Tilo,

hier hast zu zielsicher wieder einmal an ein echtes LGB-Problem 'isoliert', dem man nur beikommt, wenn man die Lehren aus der Kunststoffentwicklung beherzigt: Auch Kunststoffe wollen entlang ihrer Eigenschaften geklebt werden. Wenn überhaupt....

Das Schwellenbandmaterial bei LGB (daher vermutlich auch Piko und Train-Line) besteht nämlich aus dem Polyolefin HDPE (High-Density-Polyethylen bzw. Heavy-Duty-Polyethylen) mit dem Lehmann und Konkurrenten der Verwitterung des Schienenmaterials soweit herstellungökonomisch vertretbar vorbeugen woll(t)en. Der Kunstoff HDPE ist resistent gegen fast alle nur erdenklichen Säuren und Lösungsmittel, weshalb klassische Klebungen bzw. chemische Verschweißungen (Dichlormethan, Nitroverdünnung) schon durch die Beschaffenheit des zu klebenden Kunststoffes ausgeschlossen werden.

Den praktikabelsten Ausweg hast du nach dem empririschen Versuchsverfahren auch schon ermittelt:

Man schweißt am besten thermisch.

Das kann mit Heißluft, aber auch (bei geringeren optischen Anforderungen) mit dem Elektroniklötkolben (Spitzentemperatur um 300°C) geschehen, wobei sich auch die ungewöhnliche thermische Stabilität des Materials zeigt: Mit dem Lötkolben für Zinn-Bleilegierungen lässt sich HDPE nicht verbrennen bzw. verkoken, es zeigt ein lötzinnähnliches Verhalten. Man löst etwas HDPE an der Spitze und lässt es in die Reparaturfuge tropfen und modelliert nach.

Zu deinen Reparaturzwecken hebe ich mir Bohrspäne oder Schwellenbandteile bzw. Bruchreste auf, die man für thermische 'Schweißungen' und 'Lötungen' am Schienenband verwenden kann. Mit etwas Geschicklichkeit lassen sich die Kleineisen am Schienenfuß mit einer kleinen Lötspitze recht gut nachmodellieren. Wer will (und kann), darf sich gerne eine geeignete Lötspitzenform zurechtfräsen und auf den Löterich setzen, um Nachmodellierungen professioneller durchzuführen. Ein Abtropfen des flüssigen Kunststoffes auf die menschliche Hautoberfläche sollte man nach Kräften vermeiden...
Ob ggflls. Reparaturstifte für Skibeläge ("Toko Repair Candles") auch für unsere Zwecke taugen, habe ich nicht ausprobiert. Das Material auch der Skibeläge basiert auf HDPE.


Schwerer tut man sich, wenn man -wie ich auch schon- beispielsweise elektrische Kleinstverbinder (eigener Kunstoffwelten) zu Sonderzwecken am HDPE-Schwellenband 'ankleistern' möchte.
Da gibt es mehr oder minder nur einen Ausweg: Technicoll-Ruderer in München hat inzwischen Sticks für Heißklebepistolen (Technicoll 9310) im Angebot, die (am besten leicht vorbehandeltes, siehe unten) HDPE ganz gut kleben und dabei auch materialfüllend eingesetzt werden können. Das ist von mir versucht und als brauchbar eingeschätzt worden. Gegen Adresse und Unkostenersatz könnte ich dir eine oder zwei Originalstangen 11 x 195 mm für eine Standard-Heißklebepistole schicken. Ich musste die Stangen direkt bei Otto Zeus als Ruderers Einzelhandel (Mindermengenhürde!) erwerben, weil ich -in München selbst lebend- keinen Vertreiber/Anbieter dieser "Speziellen Heißklebesticks für schwierige Kunststoffe" fand.

Gelegentlich liest man von Versuchen mit Sekundenklebern.
Diese auf Acrylaten basierenden Auswege sind nicht für Schwellenbandreparaturen, sondern nur für kleinstflächige. nicht belastete, das heißt 'optische' Klebungen brauchbar. Also: Anhängen lässt sich etwas, schon das Hinfassen muss man wieder unterlassen.


Demnach sollte man LGB-Schwellenbänder 'schweißen' und für unumgängliche Klebungen Technicolls 9310-Sticks erwerben.
Klebestellen kann, sollte man unter den gebotenen Vorsichtsmaßnahmen mit Salpetersäure oder Perchlorsäure vorsichtig vorbehandeln. Diese stark oxidierenden Säuren oxidieren HDPE. Möglichst heiße Salpetersäure(!!) ist aber heikel, weil optische und chemische Veränderungen am Material erfolgen, die seine ursprünglich beabsichtigte Dauerhaftigkeit stark einschränken.
Dass jede Menge anderer Gefahren beim Umgang mit den Säuren drohen, erwähne ich mit den gebotenen Warnungen.

Als Primer kann sich Technicoll seinen 9605 vorstellen, sofern mit Acrylatklebern gearbeitet werden soll.

Hans-Joachim
Zuletzt geändert von VersA B am 14.04.2011, 19:45, insgesamt 1-mal geändert.

Walter H. Kraemer
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Beitrag von Walter H. Kraemer » 14.04.2011, 17:32

Hallo Hans-Joachim!
Ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort bezüglich der Reparatur von Gleisschwellen.
Ich bin zwar nicht der eigentliche Adressat Deiner Antwort, aber mit großer Wahrscheinlichkeit werde auch ich einmal auf die genannten Empfehlungen zurückgreifen müssen, deshalb mein Dank.
Carpe diem!
Walter

In Hamburg sagt man tschüss....

VersA B

Beitrag von VersA B » 14.04.2011, 19:55

Lieber Walter,

gern geschehen.
Man tut eben, was man so kann, selbst wenn Kunststoffe nur sehr am Rande meine Professionen (und Interessen) berührten.

"Docendo discitur" sagt zwar nicht Horaz, sondern Seneca; es reicht aber auch, um richtig zu sein. In diesem Sinne: Wenn wieder etwas kommt, was ich abgearbeitet habe, lege ich nach...

Hans-Joachim

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