Quelle Nürnberger Nachrichten 27.07.2007:
Keine Modellbahn mehr aus Nürnberg
NÃœRNBERG - Endgültiges Aus für die Produktion der Lehmann-Groß-Bahn (LGB) in Nürnberg: Gestern hat die Gläubigerversammlung dem Konkurrenten Märklin/Kingsbridge den Zuschlag erteilt.
Damit steht dem seit September 2006 insolventen Modellbahnhersteller die Zerschlagung bevor. Wie aus informierten Kreisen verlautete, hat Märklin für über vier Millionen Euro den Zuschlag für LGB erhalten und erwirbt damit Formen, Fertigware und die Markenrechte; Maschinen und Immobilien sind darin nicht enthalten. Von den ursprünglich 130 LGB-Mitarbeitern könnten 15 bis 20 im Vertrieb und Marketing am Standort Nürnberg weiterbeschäftigt werden. Die Herstellung der LGB-Modelle soll künftig im Märklin-Produktionsverband erfolgen.
Leer ging dagegen eine Münchner Investorengruppe aus, die sich zur Weiterbeschäftigung von 75 Mitarbeitern für die Dauer von fünf Jahren verpflichtet hatte. Doch das Millionen-Gebot konnte die Gläubigerbanken offenbar nicht überzeugen. Und das, obwohl das Bieterkonsortium die LGB-Immobilien für zwei Jahre gepachtet und die Nebenkosten übernommen hätte. Von den Gläubigerbanken Delmora-Archon, Deutsche Bank, Sparkasse und Dresdner Bank hat nur die Sparkasse für eine Fortführung der Produktion gestimmt.
Unmittelbar nach Ende der gestrigen Gläubigerversammlung verkündete Konkurrent Märklin: «Damit können wir die Tradition dieser einzigartigen Großbahnen fortsetzen und sind zuversichtlich, den Markt schon in wenigen Monaten wieder mit Modellen und Zubehör beliefern zu können», so Geschäftsführer Axel Dietz. Des einen Freud – des anderen Leid: Die schon seit Monaten arbeitslosen oder anderweitig beschäftigten LGB-Mitarbeiter hatten stets auf eine Fortführung der Produktion gehofft und wären dem Vernehmen nach sofort bereit gewesen, zu LGB zurückzukehren.
Quelle Nürnberger Nachrichten 27.07.2007:
Nürnberger Modellbahnhersteller schließt Standort
NÃœRNBERG - Die Würfel sind gefallen: Der Modelleisenbahnhersteller Märklin übernimmt nach zähen, monatelangen Verhandlungen den insolventen Nürnberger Konkurrenten Lehmann-Groß-Bahn (LGB).
«Die Gläubigerversammlung hat das so beschlossen. Morgen wird der Vertrag unterschrieben», bestätigte Alexander Bergfeld aus der Kanzlei von Insolvenzverwalter Steffen Goede. Märklin-Chef Axel Dietz erklärte, mit der Ãœbernahme «erschließen wir eine neue Kundengruppe und ergänzen das Produktprogramm».
Mit der Entscheidung ist jedoch auch klar, dass die Nürnberger LGB-Produktion spätestens zum Jahresende endgültig geschlossen wird, der Großteil der über 100 Arbeitsplätze verloren ist. Märklin hat nie einen Hehl daraus gemacht, die ruhende Fertigung an der Saganer Straße nur wieder anzufahren, um noch lagerndes Material auszuproduzieren.
Aus Insiderkreisen verlautete, dass ein Märklin-Vertreter noch auf der Gläubigerversammlung das Angebot des Modellbahn-Marktführers um rund eine Mio. € auf dann 5,2 Mio. € für Lagerbestände, Maschinen und Formen erhöhte. Bizarr: Obgleich die große Mehrheit von 59 der 63 vertretenen Gläubiger dennoch für das Konkurrenzangebot um Stefan Jakob und die US-Gesellschaft G45 stimmte - die den LGB-Standort Nürnberg erhalten hätten -, reichte es nicht für den Münchener Anwalt.
Mit Deutscher Bank, Dresdner Bank, der Deutschen Industriebank (IKB) und der Archon Bank votierten nur vier Geldinstitute für Märklin - doch die vertraten mit 14,3 Mio. € die Mehrheit der Gläubiger-Forderungen. Hinter den Befürwortern der standorterhaltenden Lösung - darunter die Stadt Nürnberg und die hiesige Sparkasse - standen lediglich Forderungen in Höhe von 10,3 Mio. €.
Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck sprach von einer «Zerstörung von über 100 Arbeitsplätzen ohne jede Not». Das Abstimmungsverhalten zeige, dass das Jakob-Angebot ebenfalls annehmbar gewesen sei. Besonders verärgert war Fleck über die Deutsche Bank, der er «unerträgliches» Verhalten vorwarf. Die Bank war zu keiner Stellungnahme bereit.
Die Erregung wird verständlich, war im Vorfeld von Archon und IKB die Zustimmung für Märklin erwartet worden. Archon gehört Märklin-Miteigentümer Goldman Sachs, die IKB hatte ihre Forderungen an die US–Bank verkauft. Die Deutsche Bank jedoch hätte mit ihren Ansprüchen von 2,4 Mio. € die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten von Jakob kippen und so den Standort retten können. Die Forderungen der Dresdner Bank waren in der Summe nicht entscheidend. GREGOR LE CLAIRE
Quelle Nürnberger Nachrichten 26.07.2007:
Märklin übernimmt Nürnberger LGB Gläubigerversammlung stimmt zu
NÃœRNBERG – Der Modelleisenbahnhersteller Märklin hat den insolventen Gartenbahnhersteller LGB aus Nürnberg übernommen.
Die Gläubiger der Ernst Paul Lehmann Patentwerke oHG haben in der Gläubigerversammlung dem Verkauf wesentlicher Aktiva an Märklin zugestimmt, teilte Märklin mit. «Mit der Ãœbernahme von LGB erschließen wir eine neue Kundengruppe und ergänzen das Produktprogramm um die einzige noch fehlende gängige Spurweite«, sagte Märklin-Geschäftsführer Axel Dietz.
Er sei zuversichtlich, den Markt in wenigen Monaten wieder mit LGB-Modellen und Zubehör beliefern zu können. LGB-Modelle sollen zukünftig im Märklin-Produktionsverbund hergestellt werden. Die Produktion am Standort Nürnberg ruht seit einigen Monaten. Konkrete Angaben über die Zukunft des dortigen Werks machte Dietz nicht.
Auch die Verhandlungen mit den Sozialpartnern über die Schließungen des Trix-Werkes in Nürnberg seien abgeschlossen. Für die Beschäftigten wurden Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften eingerichtet.
Märklin übernimmt LGB - Gläubiger stimmen zu
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Fragwürdige Ãœbernahme. Welch eine Farce
Wer auf der Gläubigerversammlung zugegen war, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nachdem ein neuer Investor sich bereit gefunden hatte die Firma zu übernehmen und den Standort zu erhalten, wurden die Vertreter der Gläubigerbanken richtig ausfallend. Natürlich kann man sich fragen, was Märklin auf der Versammlung verloren hatte. Nun, man ließ sich einfach die Forderung des früheren LGB-Marketingchefs (Herr Kopp der heute bei Märklin arbeitet) abtreten und trat sozusagen in seinem Namen als Gläubiger auf.
Als über das Angebot für die Fortführung abgestimmt werden sollte, wurden bestimmte Bankenvertreter richtig ausfallend. An Arbeitsplatzerhalt und Standortsicherung war man nicht interessiert. "Es geht hier um Geld, um Geld und nichts sonst!" So unverblümt hört man das selten. Dass einige Banken schon im Vorfeld die Firma mehr oder weniger an Märklin verkauft hatten, passte ins Bild. Auch der Vertreter der Deutschen Bank, fiel über Nacht, nachdem er sich am Vorabend noch für die Fortführung ausgesprochen hatte, wieder um. Er hatte wohl einen Anruf von oben bekommen.
Aus der Gläubigerversammlung machten die Märklinvertreter kurzerhand eine Versteigerung. Obwohl man offiziell gar nicht Bieter war, erhöhte man das Angebot kurzerhand um eine Million. Kein Preis schien zu hoch und die Banken spielten mit. Da stellt sich doch die Frage: wie pleite war die Firma wirklich? Als sicher gilt, dass man, wie bereits dem vorherigen Versuch die Firma zu retten, sich nicht an das bereits ausgehandelte Vertragsangebot hielt. Auf einmal sollte wieder einmal nicht das gelten, was eben noch als ausgemacht galt.
Wer Heuschrecken in Aktion erleben wollte, hier konnte er es life erleben. Dementsprechend harsch fiel auch die Reaktion der Stadt Nürnberg aus. Das ist nicht weiter verwunderlich. Hatten sich doch alle Beteiligten ein Jahr lang bemüht eine Lösung zu finden. Den meisten Banken war an einer solchen Lösung sichtlich nicht gelegen.
Eigentlich hätte man sich eine bessere Lösung gewünscht. Schade, bedauerlich und in höchstem Maße ärgerlich. Von Goldman Sachs erwartet man sich nichts anderes. Die Deutsche Bank scheint um ihren Ruf allerdings nicht sonderlich besorgt und das verwundert denn doch ein wenig. Aber die Zeiten sind wohl so.
Als über das Angebot für die Fortführung abgestimmt werden sollte, wurden bestimmte Bankenvertreter richtig ausfallend. An Arbeitsplatzerhalt und Standortsicherung war man nicht interessiert. "Es geht hier um Geld, um Geld und nichts sonst!" So unverblümt hört man das selten. Dass einige Banken schon im Vorfeld die Firma mehr oder weniger an Märklin verkauft hatten, passte ins Bild. Auch der Vertreter der Deutschen Bank, fiel über Nacht, nachdem er sich am Vorabend noch für die Fortführung ausgesprochen hatte, wieder um. Er hatte wohl einen Anruf von oben bekommen.
Aus der Gläubigerversammlung machten die Märklinvertreter kurzerhand eine Versteigerung. Obwohl man offiziell gar nicht Bieter war, erhöhte man das Angebot kurzerhand um eine Million. Kein Preis schien zu hoch und die Banken spielten mit. Da stellt sich doch die Frage: wie pleite war die Firma wirklich? Als sicher gilt, dass man, wie bereits dem vorherigen Versuch die Firma zu retten, sich nicht an das bereits ausgehandelte Vertragsangebot hielt. Auf einmal sollte wieder einmal nicht das gelten, was eben noch als ausgemacht galt.
Wer Heuschrecken in Aktion erleben wollte, hier konnte er es life erleben. Dementsprechend harsch fiel auch die Reaktion der Stadt Nürnberg aus. Das ist nicht weiter verwunderlich. Hatten sich doch alle Beteiligten ein Jahr lang bemüht eine Lösung zu finden. Den meisten Banken war an einer solchen Lösung sichtlich nicht gelegen.
Eigentlich hätte man sich eine bessere Lösung gewünscht. Schade, bedauerlich und in höchstem Maße ärgerlich. Von Goldman Sachs erwartet man sich nichts anderes. Die Deutsche Bank scheint um ihren Ruf allerdings nicht sonderlich besorgt und das verwundert denn doch ein wenig. Aber die Zeiten sind wohl so.
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@ Franzbrandtwein
Goldmann Sachs hat sich noch nie um was anderes gekümmert, als um die eigene Geldvermehrung. Und seitdem die Deutsche Bank auch unter den "Weltbanken" mitspielen will, hat sie sich den negativen Gepflogenheiten dieser Branche voll angeschlossen. Erst dachte ich: "Das märklin sowas macht", aber als ich dann gelesen hab, dass märklich auch schon von Finanzinvestoren regiert wird, war mir das plötzlich klar. Meine Bankverbindung bei der Deutschen Bank hab ich aufgegeben, die LGB Bahn will ich deswegen aber net verkaufen. Schade, dass wieder einmal ein traditionsreiches deutsches Unternehmen den Bach runter gegangen ist.
Aber in gewissem Maße sind wir ja selber schuld. Alles haben, alles billig, alles Fernost. Irgendwann kommts wieder zurück.
Bin immer noch über die Geschehnisse mit LGB erschrocken, aber was will man machen?
Goldmann Sachs hat sich noch nie um was anderes gekümmert, als um die eigene Geldvermehrung. Und seitdem die Deutsche Bank auch unter den "Weltbanken" mitspielen will, hat sie sich den negativen Gepflogenheiten dieser Branche voll angeschlossen. Erst dachte ich: "Das märklin sowas macht", aber als ich dann gelesen hab, dass märklich auch schon von Finanzinvestoren regiert wird, war mir das plötzlich klar. Meine Bankverbindung bei der Deutschen Bank hab ich aufgegeben, die LGB Bahn will ich deswegen aber net verkaufen. Schade, dass wieder einmal ein traditionsreiches deutsches Unternehmen den Bach runter gegangen ist.
Aber in gewissem Maße sind wir ja selber schuld. Alles haben, alles billig, alles Fernost. Irgendwann kommts wieder zurück.
Bin immer noch über die Geschehnisse mit LGB erschrocken, aber was will man machen?
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