Gleisverlegung mit ansprechender Optik

Fragen und Beiträge zum Thema Gartenbahn Anlagenbau bzw. Gleisbau.

Moderator: lgb-fan

Antworten
Wolle
Beiträge: 307
Registriert: 30.10.2010, 20:40
Wohnort: Nähe Elmshorn
Kontaktdaten:

Gleisverlegung mit ansprechender Optik

Beitrag von Wolle » 09.03.2011, 23:54

Hallo liebe Forumleser,

nachdem die Abstimmung ein Interesse an diesem Thema gezeigt hat, lege ich mal los.

Wie bekomme ich eine ansprechende Gleisverlegung hin, ohne dabei meinen halben Garten umzubauen oder mein vorhandenes Gleismaterial austauschen zu müssen?

Nun, die Bedeutung des Wortes "ansprechend" wird sicher von vielen Modellbahnern unterschiedlich ausgelegt. Einige Kollegen hatten früher eine Märklin-Bahn auf einer Tischplatte aufgebaut und finden nichts schöner, als wenn alles an der Gartenbahn sie daran erinnert. Andere wiederum bewundern Anlagen, die mit einer eher lockeren und trotzdem gut abgestimmten Gleisführung versehen sind.

Weil ja nun das Bauen einer rechteckigen Anlage mit 90°-Kurven und Standardradien schon in diversen Gleisplanheften publiziert wird, braucht diese Variante hier nicht weiter behandelt zu werden. Vielmehr soll es darum gehen, wie eine Anlage eben nicht wie die H0-Anlage auf der "Eisenbahnplatte" aussieht, sondern den Eindruck erweckt, hier sei ein Stück Natur nachgebildet.

Ich habe vor, in folgender Reihenfolge zu schreiben:

1. Anlagengeometrie
- parallele Linien
- rechte Winkel (90°)
- gerade Strecken
- Geschlängel

2. Gleisgeometrie
- Gleiskombinationen
- Kurven
- Weichen
- Radien und Bögen

3. Übergangsbögen
- warum
- wie groß
- wie machen

4. Gleise biegen
- Flexgleise
- vorhandene Gleise

5. Gleisplanbeispiele

Wenn es noch mehr Vorschläge gibt, bitte gerne hier antworten. Ich würde es auch gut finden, wenn zwischendurch weitere Anregungen und Meinungen eingestellt werden. Was ich nicht so gut finden würde: wenn jemand unbedingt zeigen will, wie er es gemacht hat und dabei den Thread mit großen Bildern zupflastert.
    Zuletzt geändert von Wolle am 11.03.2011, 01:00, insgesamt 1-mal geändert.
    Viele Grüße aus Schleswig-Holstein
    Wolfgang

    Für das Video einfach auf des Bild klicken:
    Bild

    Wolle
    Beiträge: 307
    Registriert: 30.10.2010, 20:40
    Wohnort: Nähe Elmshorn
    Kontaktdaten:

    Anlagengeometrie

    Beitrag von Wolle » 11.03.2011, 00:58

    1. Anlagengeometrie

    In den 60-er und 70-er Jahren, also vor dem Internetzeitalter, kamen nur vereinzelt Bildberichte von amerikanischen Modelleisenbahnen nach Deutschland, oft in der "Miba" als Abdruck aus dem "Model Railroader". Stets war das Echo darauf, dass diese Anlagen sehr gut aussahen und die Gleise natürlich wirkend verlegt waren. Besonders ein Mann namens John Allen hat früh mit unkonventioneller Gleisplanung und selbstgebauten Gleisen begonnen, zu einer Zeit, da in Deutschland noch ein starrer Kreis oder Oval die Norm waren.

    Bild anklicken für weitere Informationen !
    Bild

    Seine Entwürfe wurden später in deutschen Modellbahnzeitschriften häufig diskutiert und Grundsätze zum Entwurf von Anlagen daraus abgeleitet. Ich habe damals interessiert mitgelesen und herumprobiert. Vieles davon lässt sich auch für die Gartenbahn umsetzen. Das fängt schon bei der Anfangsplanung an, wenn man die Umrisse der Anlage und die generelle Richtung der Strecken festlegt.

    Die wichtigen Punkte folgen hier:

    Parallele Linien

    Nehmen wir einmal die klassische Märklin-Eisenbahnplatte: außen herum ein Oval, rechts und links am Rand noch gerade Gleise eingefügt, vorne der Bahnhof. Innen drin noch ein Kreis und Abstellgleise.
    Bild

    Das bedutet: die vorderen Gleise sind parallel zum vorderen Anlagenrand, die hinteren parallel zum hinteren, und vorne und hinten ist beides sichtbar und wiederum parallel zueinander, genau wie die Abstellgleise. Die seitlichen Gleise sind auch parallel zu den seitlichen Anlagenrändern.

    Das sind etwas zu viele parallele Linien, um noch einen natürlichen Eindruck zu hinterlassen. Wenn man nun diesen Plan sinngemäß auf eine Gartenbahn überträgt, sieht es dann natürlich auch nicht viel besser aus. Natürlich gibt es hier kein Plattenkante, aber Zaun, Garage, Gehwegplatten, Beetbegrenzung etc. sind auch sichtbare Kanten.

    Ein oder zwei Parallelen sind in Ordnung und fast ein Muss, damit das Auge sich an etwas orientieren kann, aber dann sollte auch schon Schluss sein und die restlichen Gleise dürfen gerne einen etwas abweichenden Winkel haben.

    Die Planung nicht parallel zu den Kanten zwingt dazu, neue Wege zu gehen. Man muss eventuell darauf verzichten, auf der vorhandenen Fläche so viel Gleise wie möglich unterzubringen. Auch ein zweiter Kreis ist im Digitalzeitalter ja vielleicht nicht unbedingt notwendig.
    Bild

    Das ist natürlich nur ein Prinzip, was hier gezeigt wird. So etwas ist sicherlich einfacher, wenn kein starres Gleissystem zur Verfügung steht. Aber dafür gibt es ja halbe Kurvenstücke oder andere Kurven mit einem anderen Winkel. Oder man biegt sich selbst Gleise, worauf wir später noch zurückkommen.

    Man kann sich vielleicht einmal vorstellen, welche landschaftlichen Möglichkeiten hier außerdem gegeben sind. Weiterhin sind die Betriebsstellen (EG, Schuppen, Güterhalle) mehr voneinander entfernt, wodurch auch die "Bebauung" großzügiger wirkt.

    Rechte Winkel (90°)

    Im obigen ersten Beispiel gibt es insgesamt 6 Kurvenabschnitte - vier mal im Winkel von 90° und zwei mal 180°. Für eine natürlich wirkende Gleisführung sollte auf diese Winkel überwiegend verzichtet werden. Immer geht es natürlich nicht. Im Alternativplan ist das aber so weit wie möglich berücksichtigt.

    Weiter gehts beim nächsten mal.

    Bis dahin
    Viele Grüße aus Schleswig-Holstein
    Wolfgang

    Für das Video einfach auf des Bild klicken:
    Bild

    Antworten

    Wer ist online?

    Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast