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von VersA B » 23.02.2011, 11:21
Lieber Wolfgang, liebe Mitleser,
herzlichen Dank für deine schöne Replik zum Problem der Kraftentfaltung bei Elektromagneten, das ich oben nur im Rahmen meiner Überspannungs-/Überstromentscheidung am Rande erwähnt hatte. Diese Antithesen spannen in Aussage und Gegenaussage ja genau die Bandbreite auf, die den fremden Nutzer ohne einschlägige, eigene Erfahrung in die Lage versetzen, seinen Problemstandort auszumachen, um dann qualifizierter und 'enttäuschungsärmer' entscheiden zu können, ob ihm das beschriebene Hilfsmittel potenziell hilft oder aber nur neuen Ärger beschert.
Bei mir reicht die Magnetkraft für das Ausrücken der Zughaken bei weitem aus (man hört mehr, als einem lieb ist...), was aber eben nicht in jedem Anwendungsfall so sein muss. Die Einbaulagen bei der Hanomag-Mallet und der Ge6/6-I sind jeweils horizontal, bei der Stainz senkrecht. Hier wird direkt, dort (Ge 6/6) über einen Rudermaschinenumlenkwinkel bzw. (Mallet) durch einen Zwirnzug mit Seilrolle gezogen.
Alle diese Entscheidungen waren durch die technischen Grenzen meiner ersten Selbstbau-Mehrzugsteuerung bedingt, deren Folgen letzten Endes nicht nur hier bis heute (DCC-Lenz) fortleben. Auch mein Weichenmotorbetrieb mit umzupolendem Gleichstrom (9 V) (Lehmann teilt seinen Lichtstrom für die Weichen/Signal-/Entkupplermotoren in zwei Halbwellen auf) nahm hier seinen Ausgang, fügte sich aber lückenlos in die Ansprüche schon bei meinem frühen DCC-Einstieg (ca. 1992), weil ich mit nur minimalen Relais-Erweiterungen auch für LGB-Weichenantriebe die wirtschaftlicheren (vier statt zwei, billiger obendrein) und zusätzlich noch rückmeldefähigen Lenz-HO-Weichendecoder (LS100) verwenden konnte. Man muss sich nur klar darüber sein, dass solche Entscheidungen lange und nicht notwendigerweise nur erfreuliche Leben haben. Durch die wirklich Verringerte Betriebsspannung (bei Weichendecodern im Motorgehäuse an der Weiche selbst nicht vernünftig realisierbar) arbeiten meine Weichen auch mit überschaubaren 3,5 bis 3,8 W Antriebsleistung. Natürlich gibt es auch einige Weichen mit internem Individualdecoder, die beim LGB-spezifischen Spulenwiderstand von 21-23 Ohm zum bekannten Spulenstrom von 0,7 A führen.
Damit sind wir bei nicht nur meinem gespaltenen Verhältnis zur Pulsweitenmodulation für die Erzeugung niedriger GleichSpannungen. Bei der Pulsweitenmodulation wird ja lediglich das Integral der Spannung über der Zeit verändert, indem man die Einschaltdauer stark reduziert. Die Spannungsspitze bleibt erhalten. Vor allem LEDs, aber letztlich auch Lampen haben aer eine konstruktiv eingeprägte Klemmen- bzw. Betriebsspannung, deren Überschreiten die Lämpchen mehr oder weniger schnell und die LEDs allemal zum zügigen Ableben zwingt. 'Erzeugt' man durch PWM aus 19V Gleisspannung '5V', so bleiben das nach wie vor 19 V, die lediglich kurzzeitig angelegt werden und den Kaltleiter(!) 'Lampe' auch kurzzeitig zum Ziehen eines wesentlich zu hohen Betriebsstroms veranlassen. Die Folgen sind interessant, weil der Wolfram-Glühfaden dabei offenbar auf einen immer dünneren Querschnitt heruntergebrannt wird, also seinen Innenwiderstand ohne abzureißen immer weiter erhöht, bis er nur noch glimmen will. Erhöht man dann die Betriebsspannung bis zu brauchbarer Helligkeit, brennt er endgültig durch. Zu dieser Erklärung kam ich, als ich mir das Lämpchenverhalten meiner 5V- und letztlich zeitlebens PWM-beleuchteten RhB-Wagen (namentlich des Speisewagens von 1986) zu erklären versuchte.
Ich zog daraus die Konsequenz, die Dimmfunktionen zur Helligkeitsanpassung gerne heranzuziehen, die Generierung von 5 bis 12 V = aus der Schienenspannung aber doch lieber mit Spannungsreglern durchzuführen.
Dass ich mit meinen Fragestellugnen hier nicht allein bin, erkennt man aus den unterschiedlichen Strategien, die (vermutlich) LGB-Massoth (55027) und Lenz (GoldMaxi 10440) in ihren Großdecoderbedienungsanleitungen vertreten.
So schreibt Lenz: "Technisch gesehen erfolgt die Helligkeitseinstellung über eine so genannte Pulsbreitensteuerung, es wird also nicht die Spannung am Ausgang reduziert. Die Helligkeitseinstellung ist daher nicht zur Anpassung an Glühbirnen mit einer geringen Voltzahl geeignet!"
LGB (Massoth) dagegen sieht das sehr viel lockerer und merkt in der Anleitung zum Großdecoder 55027 ohne weitere Kommentare bezüglich CV50 an:
"Licht: Spannungswert (PWM). Hier können Sie die Spannung für die Lichtausgänge einstellen. Loks mit Schnittstelle = 32 (volle Gleisspannung); direkter Anschluss von 5V-Glühlampen = 5, direkter Anschluss von 19V-Glühlampen = 26. Über einen niedrigeren Wert können Sie Ihre Lampen dimmen."
Nicht zuletzt infolge meiner Berufstraditionen neige ich dabei eben eher dem traditionellen Ingenieursstandpunkt aus dem Gießener Hause zu als dem des 'Seeheimer Kreises' via Göppingen oder -ehedem- Nürnberg. Ich stelle Beleuchtungen bei Digitalisierungen daher meist auf 16-19V um, schalte die Lampen und LEDs 'vorwiderstandsbewehrt' geeignet in Serie oder sorge notfalls für die Bereitstellung von 5V, sofern ich die anfallende Wärme aufstandsfrei loswerden kann. Auf meine separaten "Hilfsbetriebsgleichrichter" verzichte ich in jedem Falle ungern, weil ich über die Brückengleichrichter auf den Decodern primär fahren und auch meinen Beleuchtungs- und Hilfsbetriebestrom nicht mit den Fahrmotoren teilen möchte. Bei unseren Zuglasten brennt es zwar nicht so sehr wie bei meinen Freunden in den USA, wo man sehr schnell Züge von diversen 'zig Kilogramm Masse mit drei doppelmotorigen Lokomotiven fahren will und daher eigene Decoderlösungen bevorzugt.
(Mir wollt ihr bitte die Länge des Textsatzes nachsehen...)
Hans-Joachim